Grossbrand – 30.07.1949

Im trockenen und sehr heissen Juli wurde Bannwil nur knapp von einer Brandkatastrophe grösseren Umfanges verschont.

An jenem letzten Julitag, es war Samstag, und wie seit längerer Zeit sehr heiss. Überall waren die Bauern damit beschäftigt, die Ernte einzubringen. Auch Hans Ryf (Charrer Hans), damals 26jährig, wollte den im Speicher an der Wangenstrasse abgestellten Autotraktor holen, um ein „Garbenfuder“ vom Felde heimzufahren. Das Fahrzeug musste aber vorher noch aufgetankt werden.

Bei diesem Tankvorgang kam es zu einer gewaltigen Explosion, deren Ursache nie restlos aufgeklärt wurde. Karl Friedli Senior als Nachbar war Augen- und Ohrenzeuge dieser Tragödie.

Als ich mich bei uns im Tenn nach dem Knall umsah, war bereits der ganze Speicher und der danebenstehende Kirschbaum in Vollbrand. Hans Ryf sprang unter Schockeinwirkung und mit brennendem Leibchen hinüber zum Bauernhaus (an der Kirchgasse, heute Familie Bögli), um sich die brennenden Fetzen vom Leibe zu schütteln. In der Folge breitete sich dort beim Tenn wiederum ein Feuer aus, das im herumliegenden Stroh reichlich Nahrung fand.

Schnell wurde die Feuerwehr und der Arzt avisiert. Die Kirchglocken läuteten Sturm. Das Feuerhorn kannte man damals noch nicht. Sofort wurde mit den ersten Löscharbeiten begonnen. Karl Friedli und Fritz Friedli (Godi Fridu im Boden) erstellten die erste Leitung vom Hydranten bei der Schmiede. Das Feuer griff rasch um sich. Grosser Funkenwurf prasselte auf die umliegenden Häuser nieder. Das Schindeldach der Liegenschaft Übersax (heute Keberle) an der Kirchgasse begann auf der hinteren Seite zu brennen. Futtersäcke bei Karl Friedli begannen ebenfalls zu brennen und schliesslich züngelten die Flammen auch schon aus dem Schweinestall von Jakob Ryf (Vater von Hans Ryf). Die Meldungen überstürzten sich. Das Wasser war sehr knapp, der Druck in den Leitungen ab Hydrant gering. Die handbetriebene alte Pumpe wurde da nicht mehr eingesetzt. Zum Glück kaufte die Feuerwehr ein Jahr zuvor die neue Schenk-Tatra Motorspritze, die jetzt zu ihrem ersten Ernstfalleinsatz kam. Die Motorspritze wurde vom Maschinisten Walter Schaad beim Feuerweiher neben der Käserei platziert. Von da wurden die Druckleitungen zum Brandfall erstellt. Dank dieser Motorspritze konnten die Brände effizient bekämpft werden, und die Feuerwehr Bannwil wurde langsam Herr der Lage. Die Brände in den umliegenden Gebäuden konnten zum Glück noch im Keime erstickt werden. Somit wurde das Dorf vor weiterem Schaden bewahrt.

Eine traurige Kunde verbreitete sich im Verlaufe des Sonntags im Dorf. Hans Ryf, ein überall sehr beliebter junger Mann, war den schweren Brandverletzungen erlegen. Als Zeichen der Trauer fand damals in Bannwil keine 1. August-Feier statt.

Die Feuerwehr Bannwil wurde im nachhinein mit einer Urkunde von der Gebäudeversicherung des Kantons Bern für die grosse Leistung geehrt.

(Quelle: Bannwil / Ein Dorf im Oberaargau)